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Sternschnuppenland / Shooting star country

07.10.2015 Luang Prabang / Laos / N19°53’18.9“ E102°07’50.5“

 

Das Leben tanzt auf der Straße. Klitzeklein sind die Kinder, die da rechts und links der Straße entlang flitzen. Angst vor großen Autos? Null. Kaum dass sie sich selbst auf den Beinen halten können, sind sie unterwegs wie die Großen. Die Straße ist DER Ort. Spielplatz, Arbeitsplatz, Schlafplatz. Lebensraum für alles was ein Tag so hergibt. Mikrogeschichten sehen wir bei jedem Augenaufschlag. Hier Kinder, die im tiefsten Matsch Wassergräben bauen, da ein Mädchen was sich selbst beim Pullern zusieht, Mütter die Stillen, während sie schwer beladene Kiepen voll Holz nach Hause tragen. Dort sitzen Männer beieinander und da eine Traube junger Mädchen. Die Jungs winken uns wild zu, mancher Alte hebt freudig die Hand. Mich berühren am meisten diejenigen, die ganz still dasitzen oder stehen und einfach mit ihren großen Augen zu uns schauen. Ein Hölzchen in der Hand, oder an einem Stück Stoff herum fingernd. Nicht ein Meter Abstand liegt zwischen den Geschichten und uns. Meist sind es nur Zentimeter an Raum, oft gefährlich nah. Mir bleibt mitunter die Luft weg in der Hoffnung, dass das Huhn es noch geschafft hat, sich an den Rand zu quetschen und das Schwein, wo auch immer, dazwischen passte.

Die Fußsohlen der Kinder scheinen aus Leder zu sein. So geschickt wie sie über alles hinweg rennen, als hätten sie Schuhe an. Flip-Flops sind Luxus in den Dörfern und dienen als Arbeitsschutzbekleidung der Straßenarbeiter, die mit schwerem Gerät den Schlammmassen Herr zu werden versuchen. Die Hauptregenzeit ist vorbei, erzählt uns Jeevan, ein Motorradfahrer aus Kuala Lumpur. Nun sind die Leute dabei die vielen, vom Wasser unterspülten, Wege aufs Neue zu befestigen und allmählich eine Straße von Norden her zu bauen. Dann ertrinken die Dörfer nicht mehr im Staub und Schlamm. Doch dann beginnt das Rasen. Kinder, haltet euch fest! Dann haben die Schutzengel voll zu tun!

Sechseinhalb Millionen Menschen leben in Laos. Auf einer Fläche, fast so groß wie der westliche Teil Deutschlands. Neunundvierzig Volksgruppen mit mehr als einhundert Untergruppen leben zusammen auf diesem Stück bergiger Erde. Die frühe Geschichte der Laoten erzählt viele Geschichten. Eine handelt davon, dass „Khoun Bourom“, ein Urahn der Lao, vom Hindu-Gott Indra zur Erde geschickt wurde um Ordnung unter den Menschen zu schaffen. Beim Öffnen eines Kürbis, holte er dabei mit Hilfe eines glühenden Schürhakens die Laoten heraus. Woher auch die dunkle Hautfarbe der Laoten rühren soll…

Vor viertausend Jahren wurden die Flussniederungen und Hochplateaus, archäologischen Funden nach, bereits besiedelt.     Über Jahrhunderte hinweg gab es in der Region keine Staaten, wie wir es aus Europa kennen, sondern als „Muang“ bezeichnete Herrschaftsräume, die sich um einen König konzentrierten. Die Grenzen waren verschwommen und fließend. So gab es Einflusssphären, in denen die Menschen zwei Herrschern gleichzeitig dienen mussten. Erst mit dem Auftauchen der europäischen Kolonialmächte wurde die „Muang“- oder „Mandala“-Idee aufgegeben und durch das Staatenkonzept ersetzt. Nur in den Namen der Distrikte, lebt das altbewährte System fort. Wir haben heute „Luang Prabang“ erreicht. Eine Stadt, in ihrer Bauweise geprägt von der französischen Kolonialzeit. Am Mekong liegt sie. Dem Fluss dessen Name „Mutter aller Flüsse“ bedeutet, und über eintausend-achthundert-neunundachtzig Kilometer durch Laos fließt. Im tibetischen Hochland entspringt er, erstreckt sich im Ganzen über eine Länge von viertausendsechshundert Kilometer und mündet in Vietnam in das Südchinesische Meer. Für mich hat der Name des längsten Flusses Südostasiens etwas magisch Anziehendes. Ich stehe am Ufer der Mekong und kann es nicht fassen leibhaftig hier zu sein. Es ist wie der wahr gewordene Wunsch, den ich an eine Sternschnuppe richtete. Hier in Laos, in dem Land welches die Umrisse einer Sternschnuppe zeichnet.

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