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Brückentag / Day full of bridges

18.10.2015 Nongbouatha / Laos / N16°14’27.9“ E105°01’32.2“

Es kracht, es knarzt, es ächzt. Ist das in mir oder kommen die Töne von Draußen? Wir fahren entlang des Mekongs weiter gen Süden. Schlängeln uns mit ihm gemeinsam Windung für Windung voran. Unser Weg, mal befestigt mal staubig, von den Regengüssen der letzten Wochen tief zerfurcht. „Die Highlights“ finden sich geschickt darin eingebettet. Kleine Wasserläufe führen zum Mekong hin und von ihm weg. Diese gilt es für uns zu überqueren. Brücken wurden für diesen Zweck gebaut. Brücken, über die man hier läuft, radelt, mit seinem Mofa oder dem Kleitransporter fährt. Nun kommen wir. Mit zwölf Komma sieben Tonnen Gesamtgewicht. Plus dreihundert Liter Wasser und siebenhundert Liter Diesel, plus Sten und ich. Blöd nur, dass vor den Brücken immer wieder auf den Schildern „8t“ zu lesen ist. Neu sehen weder die Schilder noch die Brücken aus. Das Holz gespreiselt, Löcher in den Bohlen, die Bleche verbogen und gebrochen. Als machte es mich leichter, halte ich jedes Mal aufs Neue die Luft an und drücke mich mit den Unterarmen aus meinem Sitz, wenn wir eines dieser Wunderwerke der Ingenieurskunst überfahren. Sten beruhigt mich, indem er väterlich erklärt, dass sich unser Gewicht ja auf zwei Achsen verteilt. Dass es auf die Längsträger ankommt, nicht die morschen Querträger. Und dass die Unterkonstruktion der Brücken aus Eisen sei. Ja, aus verrostetem Eisen. Ich sehe gut. Fünfzehn Mal, ich zähle mit, haben wir heute das Vergnügen der Querung. Ganz unserer Freundin Vero aus Südafrika folgend, verlasse ich mich auf ihren Lieblingsspruch: „Das Buch unseres Lebens ist geschrieben. Wir müssen es nur noch leben.“ Sie gebraucht ihn in heiklen Situationen und beruhigt sich auf diese Weise selbst. Nun, liebe Vero, Dein Spruch tut mir heute gut. Ich danke Dir!
Savannakhet liegt in unser beider Rücken. Der Rhythmus der Stadt pulsiert noch immer durch uns hindurch. Bis morgens um drei Uhr, wummerten die Bässe der Nachwuchsband an die Wände unseres Leos, resonierten an allen möglichen Gegenständen, dröhnten durch meinen Körper. Eine Erfahrung der ganz besonderen Art. Bis in meine Zahnwurzeln hinein konnte ich Schlag für Schlag mitempfinden. Ein einmaliges Erleben. Und alles nur, weil wir gleich am Morgen nah am Geschehen sein wollten. Dann nämlich, wenn die Drachenboote für vierzig Mann zu Wasser gleiten. Tun sie aber nicht. Es geht heute weiter mit den Zwölf-Sitzern. Wir versuchen auf irgendeine Art und Weise Erkundigungen einzuholen, darüber, was denn nun sei mit der Königsklasse der Drachenboote. Hatten wir doch eindeutig beim Training in „unserem“ Dorf vor zwei Tagen jeweils vierzig Mann in den Booten der drei Tempel sitzen sehen. Nun, entweder starten die hier alle mit in den kleinen Booten, oder sie trainieren weiter für den 27. Oktober, von dem immer wieder mal die Rede ist. Zumindest liegen sehen wir die gut dreißig Meter langen schlanken Riesen, in dem ein- oder anderen Dorf, durch welches wir heute kommen. In einem von ihnen machen wir Rast. Ein großer Schatten spendender Baum lädt uns geradezu ein. Eine breite Sandfläche führt bis an den Mekong heran. Dort landen unentwegt Boote. Vollgepackt sind die mit Kisten und Kästen aller Art. Lieferungen aus Thailand. Vom anderen Ufer herüber geschippert. Über eine super Konstruktion werden voll geladene Karren den Hang hinauf gezogen, um die Ware dort auf Kleintransporter zu verfrachten. Wir sind offensichtlich am Warenumschlagplatz für die ganze umliegende Region. Auf einem Holzhochsitz sind Männer versammelt und reichen große Mengen an Scheinen hin und her. Fast wie am Hamburger Hafen geht es hier zu. Der Dorfpolizist überwacht die Szene. Er ist zuständig für die Grenzsicherung, wie er uns erzählt. Er spricht ein paar Worte Englisch, und ist so unser Mann, um ihn zu fragen, ob wir für heute Nacht in seinem Dorf bleiben dürfen. Er telefoniert kurz mit seinem Vorgesetzten. Der gibt das Okay, wenn wir im Dunkeln nicht mehr umher laufen, lautet dessen Anweisung. Wollen wir auch gar nicht. Ist es doch für uns spannend genug, das Treiben in dem Laden zu beobachten, der fünfzig Meter von uns entfernt ist. Aus der Dunkelheit entsteigen immer wieder Leute, die ne Kleinigkeit kaufen wollen. Andere kommen zum Reden, oder um Luft aufzupumpen, an ihren Mofas. Väter rollen mit ihren Kindern vor, um noch ne Süßigkeit zu finden. Waren vom Fluss werden angeliefert. Damit wir besser sehen können, legt der Ladenbesitzer Strom bis zu uns, hängt ne Energiesparlampe in den Baum und fertig ist das Paradies. Ich fange an Brückentage zu mögen. Sie haben es drauf Balance zu halten. Zwischen Anspannung während der wackeligen Querungen und Entspannung nun hier, unter unserem Baum.
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