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Ramadan / Ramadan

17.06.2015 Almaty / Kasachstan / N43°14’37.5“ E076°56’13.5“

Wir laden Tousif zum Essen ein. Doch er druckst etwas herum. Er möchte sich gern mit uns treffen doch Essen, das passt ihm gerade nicht so richtig, merken wir. Tousif, unser islamischer Bekannter aus Indien, erzählt uns, dass er seit ein paar Tagen sein Essverhalten umstellt. Leichte Suppen, Reis, nichts Schweres. Ramadan steht an. Am 18. Juni geht es in diesem Jahr los. 29 Tage Fasten, bis zum 16. Juli. Von Jahr zu Jahr rückt die Zeit des Ramadan um 10 bis 11 Tage, nach dem gregorianischen Kalender, nach vorn. In diesem Jahr trifft Ramadan nun auf die Monate Juni und Juli. Hier, wie in vielen anderen islamischen Ländern ist es in dieser Zeit sehr heiß.
Ich wusste, dass zu Ramadan zwischen Sonnen-Auf- und Untergang nichts gegessen wird.
Dass auch nichts getrunken wird ist mir neu. Ich frage Tousif ob das bei den hier herrschenden 34 Grad und intensiver Sonnenstrahlung nicht unweigerlich zu Kopfschmerzen führt. Er bestätigt meine Vermutung. „Ja, ich bekomme Kopfschmerzen und fühle mich auch sonst leicht benebelt. Doch ich mag dieses Gefühl des intensiveren Hörens, Riechens und Wahrnehmens.“, ist seine Antwort.
Der Wert und das Besondere des Wassers wird ihm in dieser Zeit jedes Jahr besonders deutlich, erzählt er weiter. Wie er seinen harten Manager-Job in diesen vier Wochen durchhält, ist mir ein echtes Rätsel. Seine inneren Aktivitäten fahren zwar nach unten, doch der Anspruch in seinem Job bleibt der gleiche. In Ländern, in denen die überwiegende Anzahl der Bevölkerung in diesen Wochen fastet kann ich mir vorstellen, dass das Leben dann generell etwas gemächlicher läuft. Hier in Kasachstan sind 47% der Menschen Muslime und 44% Russisch-Orthodoxen Glaubens. Also fast Hälfte zu Hälfte. Ich werde Tousif fragen wie er mit all denen zurecht kommt die in diesem Monat nicht fasten und umgekehrt sie mit ihm.
Eines macht mich in diesen Tagen froh. Das Fasten ist Reisenden im Islam untersagt, da es den Körper zu sehr schwächt. Da scheint Irgendjemand verstanden zu haben wie wir uns unterwegs fühlen. Das Reisen strengt durchaus an. Die wechselnden Orte, das Einlassen auf komplett verschiedene Bedingungen. Essen was gerade angesagt ist. Egotrips hinsichtlich der Ernährung sind da nicht ganz so angebracht. Ich bin froh, wenn wir genügend sauberes Wasser zum Trinken haben. Und das zu jeder Zeit des Tages. Denn die Wärme setzt unserem Kreislauf zu. Da helfe ich meinem Blut gern und verdünne es etwas mit Wasser.
Eins geht mir trotz, oder gerade wegen des verdünnten Blutes durch den Kopf: Sex ist in der Zeit des Ramadan auch verboten. Heißt das dann, dass es in neun bis zehn Monaten keine Neugeborenen gibt? Und was ist wenn doch?

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