Sitzen im Wartesaal / Sitting in the waiting room
18.06.2015 Almaty / Kasachstan / N43°14’37.5“ E076°56’13.5“
…und warten mal. Zwei Wochen lang waren wir nun einmal nicht auf irgendwelchen Ämtern, an Landgrenzen und auf Behörden. Und schon schlägt uns unser Kopf ein Schnippchen. Zwei Termine stehen heute an. Ein Gespräch mit unserem Broker bezüglich des weiteren Vorgehens, unser Getriebe betreffend. Und Geld wollen wir holen. Nun, Zweites wird schnell erledigt sein. Bank finden, herein gehen, an den Schalter treten und schon ist die Sache erledigt. Sergey ist sogar mit uns. So dass es auch keine Verständigungsprobleme geben kann. Bank finden, hinein gehen, das geht schnell. An den Schalter treten, stockt schon mal nicht. Erst eine Nummer ziehen und setzen. Das Aufrufen der Nummern scheint irgendeinem Prinzip zu folgen. Der Reihe nach geht es jedenfalls nicht. Die Zeit verstreicht, unser zweiter Termin müsste jetzt bereits anfangen. Doch wir sitzen und warten. Als wir an der Reihe sind, die kurze unfreundliche Auskunft, der Dame am Schalter, dass unserem Wunsch hier nicht entsprochen werden kann. Das sei in einer vollkommen anderen Etage.
Und warum gibt es beim Nummern ziehen dann die entsprechende Wahloption? Sergey ärgert sich über sein Land. So oft sind die Dinge nicht zu Ende gedacht, wie er meint. Uns bleibt nichts übrig als gute Laune zu bewahren, eine Treppe höher zu steigen, erneut eine Nummer zu ziehen und wieder zu warten. Wir merken, dass wir über die Wochen hinweg ruhiger geworden sind. Es hebt uns nicht mehr an, regt uns nicht auf. Nur vergessen wir offensichtlich vom Einen auf das andere Mal, dass alles „Öffentliche“ lange dauert. Gesunde Verdrängung, nennen wir es.
Zu unserer Freude kann der Wachmann, einer von denen, die hier an jeder Ecke stehen, Deutsch sprechen. So vertreibt er sich seine Zeit mit uns und umgekehrt. In der Schule habe er Deutsch gelernt, die Sprache geliebt und ist dran geblieben. „Lastkraftwagen“ kann er sagen und „Schwein gehabt“. Hatten wir aber nicht, denn wir kommen an keinen einzigen Dollar heran. Die Systeme streiken gerade. Wahrscheinlich haben sie hitzefrei. Beim Broker ist das Büro klimatisiert. So klären sich alle Schritte kühlen Kopfes, soweit das heute möglich ist, unaufgeregt und schnell. Der eigentliche Vorgang kann sowieso erst anlaufen, wenn das Getriebe denn irgendwann einmal da ist. Zu unserer großen Freude hat es keine Grenze mehr zu überwinden. Es befindet sich bereits in Kasachstan und ist auf dem Weg zu uns. Doch die Straßen sind schlecht und die Strecken weit im neuntgrößten Land der Erde. Seit Anfang März begleitet uns das Thema mit dem Verteilergetriebe nun schon. Eigentlich längst Grund genug, unser Unterfangen umzutitulieren, von „Abenteuer Reise“ in „Abenteuer Getriebe“.