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Zur Geburt in die Natur / To birth in nature

16.07.2015 Kurday / Russland / N50°14’40.0“ E087°51’43.9“

Die Mongolen feiern. Seit fünf Tagen nun schon. Okay, wir lassen ihnen ihren Spaß und haben den unsrigen. Keine Lust uns der wartenden Kolonne an der Grenze anzuschließen, genießen wir lieber was wir haben, wo wir sind und wie es ist. Später stellt sich heraus, dass es das Beste war, was wir tun konnten. Schlecht gelaunt, ungehalten, bis hin zur Revolte haben Mengen an Fahrzeugen samt Insassen tagelang an der Grenze zugebracht, wird uns erzählt als wir die Grenze später selbst erreichen. Doch das ist vorgegriffen. So weit sind wir heute nicht. Wenn man da in der Schlange steht, umringt von all den Wartenden, die immer unruhiger und aufgebrachter werden, dann schlaucht dieses pure Warten und kostet in meinen Augen sinnlose Energie. Da verbringen wir den Tag lieber mit Uwe und Horst und freuen uns unserer Leben, auf einem Flecken Erde, das wie für uns gemacht zu sein scheint.
Ein Geländewagen hält plötzlich in unmittelbarer Nähe. Ein Mann zwei Frauen und ein Junge steigen aus und kommen mit einer riesengroßen Melone auf uns zu. Es sind Daniel, der Fünfjährige, Luna, die Hebamme, Nekita und Arkadij im Schlepptau. Sie erwarten ihr zweites Kind. Ruhig und entspannt setzen sie sich zu uns. Wir kommen ins Reden. Wann denn das Baby kommen wird, fragen wir. Und bekommen zur Antwort: „In den nächsten zwei, drei Tagen vielleicht.“ „Und da macht ihr noch so weite Fahrten ins Gelände?“ wundern wir uns. Was wir darauf hören verblüfft uns. Die kleine Familie ist gemeinsam mit ihrer Hebamme auf Geburtsreise. Sie suchen einen Platz am Fluss und dort soll das Baby zur Welt kommen. Mit Daniel hatten sie es schon genau so getan. Er wurde in eiskaltem Wasser nach der Geburt gewaschen und liebt seitdem kaltes Wasser, wenn er nicht gerade nackig, mit einem leeren Rucksack auf dem Rücken, auf dem Autodach steht und „Fallschirmspringer“ spielt. Wir bewundern die Vier und sehen in ihnen wieder eine unerwartet neue Seite Russlands. Nicht laut, rau und unnahbar, wie die Klischees sprechen. Feinsinnig, mit ihren Herzen der Natur verbunden sind Nekita, Luna, Arkadij und Daniel die Transporteure eines einmaligen Sibiriens für uns. Ob sie reden oder schweigen ist einerlei. Ihre Verbundenheit zur Natur und ihrem selbstverständlichen Gefühl, dass die Geburt im Freien das Natürlichste auf der Welt ist, verkörpern sie durch ihre Art zu Sein.
Und doch sind sie eine Ausnahmen. In Russland geht man normalerweise in eine Klinik, um sein Kind zu gebären, erzählt Luna, und den Beruf der Hebamme gibt es offiziell nicht. Die Vier haben sich für einen eigenen Weg entschieden. Wir wünschen ihnen Glück dabei und schauen ihnen lange nach als sie davon fahren, auf der Suche nach dem idealen Platz für die Geburt ihres Kindes.
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