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Yulala / Yulala

01.10.2015 Luang Namtha / Laos / N21°00’09.3“ E101°24’36.8“

Da sitze ich nun in meinem bequemen Ledersessel, umgeben von sattem Grün. Einen Mango Juice vor meiner Nase. Das ist es. Mehr nicht. In mir drinnen ist die Ruhe mit ihren Umzugskisten angerückt. In China war sie kurzzeitig ausgezogen. Wo sie im September war bleibt ihr Geheimnis. Umso präsenter ist sie nun. Ich habe den Verdacht, dass sie sich zurück zieht wenn es ihr drum herum zu bunt wird. Schade, braucht man sie doch dann am Nötigsten. Bunt ist es hier auch. Okay, vor allem Grün. Doch Blüten gibt es in allen nur denkbaren Farben und Erscheinungen. Da zeigt die Natur was Formenvielfalt ist. Ich bin fasziniert von der Atmosphäre, die ich empfinde und von der ich auch am zweiten Tag meiner Beobachtung nicht genau sagen kann was es ist das diese Ausstrahlung schafft. Ich komme mir vor wie an einem Samstagvormittag in meiner Kindheit. Meine Eltern mussten nicht weg um zur Arbeit zu gehen. Ich brauchte nicht in die Schule zu laufen. Nach einem gemeinsamen Frühstück werkelten wir vor uns hin. Jeder für sich und doch gemeinsam. Mein Vater pfiff Lieder dabei. Es lag Entspanntheit in der Luft, das Gegenteil von Eile. Ich mochte dieses Gefühl. Vielleicht, weil es eine Seltenheit für mich war. Sechs Millionen Menschen leben in Laos. Leid geprüft ist das Land von vielerlei Kriegen. Viele Menschen hier werden als arm bezeichnet. Arm in der Hinsicht, wenig Besitz zu haben. Ich weiß, dass es mir in keinster Weise zusteht, irgendein Urteil abzugeben. Will ich auch nicht. Ich habe keine Ahnung, was „Armut“ wirklich bedeutet. Mit wie viel Entbehrung sie verbunden ist. Doch etwas haben die Menschen, die in ihren hochhackigen, zugewachsenen Holzhäusern wohnen, wovon wir nur träumen können. Eine entspannte Gelassenheit und viel, viel Zeit für sich und ihre Familien. „Yulala“ nennen sie es. Mit „Lebensqualität“ möchte ich es übersetzen, die den Menschen hier unglaublich wichtig ist, wie ich erzählt bekomme und wovon ich in dem Buch „Vom Schwinden der Silberfäden“ lese. Darin erzählt der Autor Erik Lorenz unter anderem die Geschichte einer Frau die den zweiten Auftrag zur Herstellung von einhundertfünfzig Seidenschals für einen deutschen Kunden ablehnte, mit den Worten: „Der Preis ist mir zu hoch. Ich hatte keine Zeit mehr für meine Familie, für meine Kinder, für meine Nachbarn, für meine Tiere. Wo bleibt meine Lebensqualität?“. Ich glaube es gibt für alles verschiedene Maß-Tabellen. Und eben auch unterschiedliche für den Begriff „Armut“. Einmal im materiellen Sinne und eine andere für die innere empfundene Qualität unseres Lebens. Ich werde hier nicht mit einer Wage anrücken, um das jeweilige Gewicht zu ermitteln. Ich komme nur einmal mehr darüber ins Grübeln, warum wir zu Hause so oft ausgelaugt, abgearbeitet und fertig sind. Ich sitze nicht auf einer rosaroten Wolke und habe kein Feenkleid an. Ich bin einfach ICH, die sich diese Frage stellt, und in deren Adern gerade „Yulala“ fließt.

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