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Es ist wie es ist / It’s like it is

09.04.2015 Kasachstan / Zhanaozen / N43°19’01.4“ E052°51’44.8“

Hier draußen sein ist wundervoll. Wir kommen zu uns und zur Ruhe. Um dann wieder in die Landschaft einzutauchen, werden wir heute einige Erledigungen in Zhanaozen machen und dann Richtung usbekischer Grenze weiter fahren, da am Montag unser Kasachstan Visum ausläuft. Das Kaspische Meer verabschiedet sich mit donnerndem Pferdehufe Getrappel, als sie wie der Wind am Ufer an uns vorbei fliegen. An der Wasserlinie fahren wir weiter Richtung Norden, bis es plötzlich ganz schwammig unter uns wird und wir mit Eile versuchen aus dem Salzmatsch zu kommen. Geschafft! Gerade von dem Morgenschreck erholt, sehen wir einen Armee LKW in der Ferne. Wir wählen unsere Wege und merken, dass die anderen auf uns zusteuern. Mit geschulterten Maschinengewehren springen sie aus ihrem KLW und kommen zu uns herüber. So mitten von Sand umgeben ist das ein ganz merkwürdiges Gefühl. Fragen nach dem woher und wohin, Passkontrolle, Telefonate, Nachsehen, was sich hinter dem grauen Aufbau verbirgt. Keiner verzieht eine Miene. Doch am Ende ist außer Aufregung nichts weiter gewesen. Wir werden gebeten zur Piste zu fahren und können weiter ziehen. Uff, nächster kleiner Hüpfer in der Magengegend. Doch nun sind wir auf der Straße nach Zhanaozen und es trennen uns nur noch 50 Kilometer von dem Ort. Unsere Ohren und Nasen sind seit dem Getriebeproblem in Iran immer in Habacht-Stellung. Und plötzlich klingt etwas komisch für mich, so dass wir gleich anhalten. Was wir sehen wollen wir nicht glauben. Es qualmt wieder aus der Gearbox und riecht scharf. Wir versuchen nach dem Abkühlen ganz langsam weiter zu fahren. Doch es bewegt sich nichts mehr. Der Leo steht wie er steht. Wüste um uns herum, ein paar Kamele ziehen langsam vorbei. Dann weiter nichts. Funkempfang gibt es keinen hier draußen. Zum Glück haben wir unser Satellitentelefon dabei und rufen damit Nyssan Bay an. Uns wird bewusst, wie wichtig es für uns ist, in jedem Land eine Kontaktperson zu haben, mit der wir auf Englisch oder Deutsch sprechen können, um in Momenten wie diesem weiter zu kommen. Wir sind innerlich ruhig und akzeptieren, wie sich von jetzt auf gleich die Dinge wieder einmal ändern. Vorplanung macht wirklich keinen Sinn. Wir lernen mehr und mehr von Schritt zu Schritt zu leben. Es gibt keine Sicherheiten, keine Kalkulierbarkeiten. Es gibt ausschließlich den Augenblick. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Da sitzen wir nun und warten auf einen LKW, der uns abschleppen wird. Wir vermuten, dass die Hitze in der Gearbox beim ersten Mal zu hoch gewesen ist und sie somit das Material spröde gemacht hat. Denn alles macht den Eindruck, dass in der Box nun Zähne abgebrochen sind.

Doch wir wissen es nicht und werden sehen.

Der LKW kommt, ein Kasache und sein Sohn steigen aus, um mit Händen und Füßen mit uns zu sprechen. Schon lustig, was geht, wenn die Worte fehlen. Am Ende ist die Kardanwelle abgeschraubt und unsere Abschleppstange anmontiert. Los geht’s im Ruckelzuckel – zwei Meter Abstand hinter dem LKW her nach Zhanaozen. Endstation ist eine kleine Seitenstraße voller Kinder, die sich lachend und hüpfend um den Leo versammeln. Die Kinder begleiten uns durch den ganzen Abend, den wir mit umhertelefonieren verbringen. Denn nicht nur das Thema Getriebe steht auf dem Spiel. Auch unser Visum braucht nun wieder eine Verlängerung. Und das ist alles andere als einfach. Ja, es ist wie es ist.

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