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Mittagskind / Lunch child

25.11.2015 Chanthaburi / Thailand / N12°31’57.3“ E102°00’14.9“

Uns zieht es nicht weg. Wir haben keine Eile, diesen friedlichen Ort zu verlassen. Frühstück am Meer. Die Gezeiten kommen. Wir bleiben. Einzig die näher und dichter an uns heranschwappenden Wellen sagen uns, dass wir schon eine ganze Weile hier sitzen. Aus unseren selbstgeerntet Kokosnüssen trinkend und gemeinsam mit Raj die Welt einmal auf den Kopf und halbwegs wieder auf die Beine stellend. Unsere Teller und Tassen genießen ihr Bad im Meer. Wann kommen sie schon einmal in den Genuss? Kein Seifenwasser verklebt ihren Blick. Das Salz und der Sand sind ein Morgenpeeling für unsere Messer, Gabeln und Löffel.

„Ämtertag“. So nennen wir ihn. Diesen ersten Tag in einem neuen Land. Immer wieder tappen wir auf die gleiche blinde Art durch ihn hindurch. Hängen irgendwie mit unseren Seelen noch in Kambodscha. Fühlen uns fremd. Wir verstehen nicht, was die Leute uns sagen wollen. Haben keine Ahnung von den Gepflogenheiten. Der Linksverkehr ist eine Nummer obendrauf. Sten sitzt weiter auf der linken Seite. Kann aber den rechts überholenden Verkehr nicht sehen. Dazu ist der Leo eine Nummer zu dick. So übernehme ich es, sein Rück- und Seitwärtsspiegel zu sein. Und quatsche ihn die ganze Zeit damit voll, ob die Bahn gerade frei ist oder nicht. Nach fünfzig Kilometern ein Ort. Stadt genug, um uns hier Geld und eine Telefonkarte zu besorgen. Stromkabelbündel, Nervensträngen gleich, ziehen sich durch alle Straßen. Große Werbeplakate erzählen irgendetwas von einer modernen Welt. Dazwischen die gleichen müden Männer wie in Kambodscha. Dort schaukelten sie in der Hängematte. Hier hocken sie schlafend auf ihren Mofas. Die Atmosphäre ist gleich und die Atmosphäre ist anders. Mir kommt es vor, als sehe ich in Thailand das Kambodscha der Zukunft. Ob es mir gefällt kann ich schwerlich sagen. Alles scheint organisierter, auch aufgeräumter. Doch sehne ich mich nach der spontanen Heiterkeit der Leute. Thailand wird seit Jahren von Touristen belagert. Die Menschen sind es gewohnt, dass Fremde ihr Land besuchen. Das verändert alles.

Geldautomaten finden sich an fast jeder Ecke. Einfache Übung. Eine Telefonkarte zu erstehen ist da schon das nächste Schwierigkeits-Level. Drei Mal werden wir weiter geschickt. Warum, erschließt sich uns nicht. Beim vierten Laden bleiben wir einfach so lange stehen bis etwas passiert. Und tatsächlich haben wir am Ende ne SIM Card zum Telefonieren und können damit auch ins Internet.

Die vierunddreißig Grad heute liegen wie eine Keule in unseren Nacken. Wir schleichen umher. Einzig auf der Suche nach einem nächsten kleinen Stück Strand. Ganz für uns allen. Wir, die kleinen Kinder, sind matt von dem Erlebten. Eigentlich sollten wir es inzwischen gewohnt sein. Sind wir aber nicht. Wir sind „Mittagskinder“ die erst einmal nur den halben Tag bleiben wollen. Wie früher im Kindergarten. Uns holt keine Mutti ab. Es bringt uns kein Vati nach Hause. Also sind wir es selbst, die beschließen, heute das Mondfest Mondfest sein zu lassen. Sehen von weitem das Feuerwerk und lassen die Welt draußen. Setzen uns ans Meer, halten die Nasen in den hellen Vollmondhimmel und genießen es „Mittagskind“ zu sein. Zur Eingewöhnung.
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