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Leo schäumt / Leo foams

25.12.2015 Phnom Penh / Kambodscha / N11°37’14.5“ E104°55’31.1“

 

Zweihundertfünfzig Kilometer Strecke. Und jeder einzelne Meter, als führen wir die Parade ab. Alle sind noch einmal gekommen. Um mit Wink-Elementen aller Art unserem Langzeitgedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Die blau-weiß berockt und beblusten Kinder, als sie aus der Schule kommen und den Straßenrand säumen. Die Soldaten, die es sich nicht nehmen lassen, bei 33 Grad in voller Montur eine Kostprobe ihrer Tarnkünste abzugeben. Die Frau mit ihrem Zuckerrohr-Saftstand. Sie schwenkt uns mit dem frisch Gepressten hinterher. Selbst die Akrobatikgruppe kommt noch mal vorbei. Und zeigt einen Akt aus dem Stück „Fahrzeugüberladung leicht gemacht“. Auf dass sich die Bilder tief in uns eingraben und einen Tanz der Synapsen vollführen. Als ob sie das nicht schon längst täten. Ganz zerfurcht fühlt sich mein Kopf von innen an. In jeder Windung sitzt ein Miniereignis der letzten zwölf Monate fest.

Wir klatschen und winken, werfen Blumen in die Luft und Bonbons. Gefühlt. Im Innen. Außen sitzen wir da, schauen still dem Treiben zu. Geben der Wehmut nicht mehr Raum als unbedingt nötig. Etwas für uns sehr Großes ist in die letzte Bahn eingelaufen. Setzt an zur letzten Hürde mit Wassergraben. Doch davor stoppen wir noch mal. Es ist zwölf Uhr. Am 25. Dezember. Genau vor einem Jahr haben wir verhalten gerufen „Leinen los“. Unsere Nachbarn begleiteten uns und Paula auch. Auf unseren ersten Metern in die große Unbekannte. Winkend standen sie erst vor uns, dann neben uns. Schlussendlich hinter uns. Kein Gänsebraten wartete auf uns. Wir hatten keine Ahnung, was gekocht würde. Um von uns ausgelöffelt zu werden. Dieses flaue Gefühl in meiner Magengrube soll ein Jahr her sein? Ich kann es nicht fassen, nicht greifen, noch weniger begreifen.

Ich mag tiefes Fühlen. Doch manchmal geht es mir damit echt zu weit. Mit der ganzen Sentimentalität. Dann ist es herrlich, Praktisches zu denken. Gedacht. Getan.

Geniale Massagen sind in den vergangenen Wochen über meinen Rücken hinweg gewandert. Warum nicht Leo auch mal eine angedeihen lassen? Ein frisch eröffneter Laden kommt uns da gerade recht. Der Beton ist noch nicht ausgehärtet. Doch wir sollen es einfach probieren. Sagt der Chef. Im Zweifelsfall hinterlassen wir wieder einmal tiefe Furchen. Wäre nicht das erste Mal. Doch wir sind Glücksbringer, als erste Kunden. Also los. Einmal Maniküre / Pediküre für Leo bitte.

Er kichert, windet sich und lacht, so sehr kitzeln ihn Wasserstrahl, Seifenschaum und Feudel-Lappen. Doch er genießt es ganz augenscheinlich. Am Ende steht er mit frisch lackierten Fingernägeln, äh, frisch polierten Reifen, vor uns und sieht aus wie neu.

Einundvierzigtausendsechshundertdreiundsiebzig in Zahlen 4-1-6-7-3 Kilometer weit hat er uns in diesem Jahr gebracht. Am 25. Dezember 2014 sind wir mittags um zwölf in Jena gestartet. Am 25. Dezember 2015 um achtzehn Uhr kambodschanischer und eben erneut zwölf Uhr mitteleuropäischer Zeit, erreichen wir unseren Endpunkt mit Leo. Kann das bitteschön ein Zufall sein? Da kann man doch nur schäumen. Und das nicht nur vom Seifenschaum.
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