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Inmitten der Großfamilie

19.02.2015 Iran / Saveh / N35°01’21.7“ E050°21’20.3“

Weiter geht es. Der Motor vom Leo freut sich heute wieder gebraucht zu werden. Fünf Tage und Nächte in Teheran sind vorbei und vergangen wie im Flug. Immer wieder haben wir dieses Empfinden des heimisch fühlen und dann heißt es wieder weiter ziehen. Von Begegnung zu Begegnung, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Da sind wir froh uns selbst als stabilen Kern zu haben. Unser Ziel ist heute Saveh. Nur 150 Kilometer südlich von Teheran, in der iranischen Hochebene gelegen. Gleich nach Teheran wird alles um uns herum ganz flach. Weites sandiges Land, so weit wir schauen. Saveh selbst war früher eine wichtige Stadt an der Seidenstraße. Hier kreuzten sich die Wege der Karawanen. Die Stadt ist bekannt für ihre Lehmbauten. Doch leider ist nur noch wenig davon zu sehen. Wir treffen Monika. Per email und Telefon stehen wir schon seit einer Weile in Kontakt miteinander, nun stehen wir vor ihrer Tür. Monika ist Deutsche und kommt aus der Nähe von Fulda. Seit über 20 Jahren lebt sie mit ihrem Mann Javad und Sohn im Iran. Sie gibt uns als Muslimin die Chance, einmal näher an ihre Religion heran zu kommen. So nimmt sie uns mit auf den Friedhof, wie man es an jedem Donnerstag tut. Friedhof heißt hier nicht aufgestellte Grabsteine mit Blumenbeeten. Der Friedhof hier ist ein großer Platz auf dem Grabplatte an Grabplatte liegen. Es ist der Boden, auf dem wir laufen. Unter den Grabplatten liegen die Verstorbenen. Nach einem Waschungsritual werden sie in Tücher gewickelt und begraben. Meist liegen mehrere Grabkammern in Schichten übereinander. Die Atmosphäre auf dem Friedhof strahlt zur gleichen Zeit etwas Lautes und Leises aus. Laut, von den Lautsprechergebeten und all den Menschen, die sich hier versammeln. Und leise, wenn ich sehe, wie auf den Grabplatten ihrer Angehörigen die Betenden sitzen, hocken, stehen und dabei ganz in sich zurück gezogen wirken. Mich überkommt ein Gefühl der Ehrfurcht in diesem besonderen Moment.

Als die Sonne unter geht kommen wir zurück und vor dem Haus stehen bereits die ersten Gäste. Ein Teil der Familie ist heute Abend zum Essen eingeladen weil wir zu Besuch sind. So erleben wir zum ersten Mal wie das Leben in einer für uns großen iranischen Familie abläuft. Es ist wie in einem Theaterstück. Nach und nach kommen neue Akteure auf die Bühne. Jeder hat seinen Auftritt und spielt dann seine Rolle. Die Frauen kochen mit, die Männer sitzen zusammen und reden, die Kinder huschen lachend drum herum. Ich bin dankbar, als ich kurz vor Mitternacht auf weichen Teppichen auf dem Boden sitze. Um mich herum die Familie. Vor mir meinen Teller voller Köstlichkeiten die mitgebracht oder heute Abend zubereitet wurden. Amüsiert bemerke ich, dass der Fernseher den ganzen Abend mit zur Unterhaltung beiträgt.

Gegen ein Uhr am Morgen wird es ruhiger. Nach und nach verabschieden sich die Gäste und wir sitzen noch ein wenig mit Monika und Javad zusammen, um zu erzählen. Die zwei haben eine Plantage mit Oliven- und Granatapfelbäumen. Wir reden von vergangenen langen Reisen der beiden durch Pakistan bis nach Nepal. Dann winkt mich Monika zu sich. Sie gibt mir die Möglichkeit, bei einer rituellen Gebetswaschung und ihrem anschließenden Gebet dabei zu sein. Ich bin dankbar für ihr Vertrauen, welches sie mir schenkt und höre mein Herz laut schlagen, als ich so neben ihr sitze und schaue.

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