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Ein Kommen und Gehen / An arrival and leave

29.10.2015 Ph. Sralau / Kambodscha / N13°46’40.9“ E105°36’16.9“

Bin ich zu Hause, gibt es sie, diese Tage, an denen ich einfach mal so ein wenig „herumpuzzle“. An denen reiße ich nicht die Welt ein. Doch solche Tage sind gut. Ich liebe sie. Dann räume ich auf oder um. Dann lese ich, wasche Wäsche, schlendere durch die Stadt, telefoniere, kümmere mich um meine Pflanzen, sitze auf unserer Terrasse und schaue geradeaus. Dann habe ich Zeit für mich selbst. Nun sind wir momentan auf Reisen und alles ist anders. Jedes Alltagsgefühl ist aufgelöst, der Wochenrhythmus ebenfalls. Es spielt keine große Rolle, welcher Tag gerade ist. Wenn wir bemerken, dass sich bereits wieder ein Freitag in unser Sichtfeld rückt, dann ist es einzig ein Indiz für die schnell vergehende Zeit. Das tut sie inzwischen übrigens wirklich. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass die Zeit zu Beginn des Unterwegsseins sehr langsam vergeht. Es war quasi die Zeit, in der wir uns auf dem Anstieg des Reisens befunden haben. Die Halbzeit fühlte sich für mich immer noch langsam an, auch die ersten Monate danach. Es war wie ein Hochplateau, auf dem wir liefen. Eine unfassbar schöne Zeit. Doch jetzt rollen wir nur so die Berge herunter. Schneller und schneller werden wir. Wir holen uns Schrammen, stoßen rechts und links an. Versuchen, uns aneinander festzuhalten. Doch das hilft alles nichts. Wir rollen. Heute haben wir einen Bremskeil untergelegt und ruhen erst einmal aus. Sonst wird uns noch ganz schwindelig. Wir sehnten uns nach einem dieser „ganz normalen Tage“, diesem „bleiben“ und nicht „weiter“. Unser Schicksal schien es ähnlich zu sehen und bescherte uns am Abend zuvor einen Platz, wie er schöner kaum sein kann. Ein klitzekleiner See, nicht größer als ein Feuerwehrteich, umgeben von Bambus, Palmen und Bananenstauden. Das Dorf, in direkter Nachbarschaft. Das Klappern der Schüsseln, das Wimmern der Kinder hallt zu uns herüber. Der See, der Treffpunkt der Leute. Wie in einer Szenenaufführung kommen sie über den ganzen Tag verteilt zum Wasser. Die zwei Rancher, in ihren beigefarbenen Uniformen, sind einfach neugierig auf uns. Setzen sich, trinken ein Wasser und schauen. Die kleine Familie fährt mit dem Motorroller vor. Der Vater putzt es im Wasser. Die Mutter putzt ihre zwei Kinder. Und Wäsche hat sie dabei. Die kommt auch in Genuss eines Bades. Kaum ist die Familie abgefahren, kommen zwei Männer mit Händen voller Schmiere. Wer weiß, was sie gerade repariert haben. Wir geben den beiden von unserer Waschpaste ab. Da der Schmutz zwar Schlieren im Wasser macht, aber einfach nicht weichen will. Der See, ein Sammelbecken für alle und alles. Das Umweltamt sollte hier wohl besser nicht vorbei schauen.

Im Dorf mit seinen vielleicht fünfzig Leuten, wissen alle, dass wir da sind. Und so geht es am Abend weiter. Ein zuckersüßes altes Pärchen kommt vorbei. Sie setzen sich auf eine Tasse Bier zu uns. Der Mann nimmt gern einen Teller voll Nudeln und Gemüse. Unbeweglich sitzt er da und gabelt seinen Teller bis auf den letzten Nudelkringel leer. Seiner Frau gibt er keinen einzigen Happen ab. Es scheint ihm zu schmecken. Als er satt ist, gehen die beiden, um zwei anderen Platz zu machen. Die singen sogar. Auch wenn es bestimmt nicht einfach ist, zu unseren Ukulele-Spiel-Versuchen zu singen. Sie schaffen es. So gleitet uns der Tag durch die Finger, als schöpften wir Wasser mit ihnen. Sten und Tommy haben Zeit für ihre Filmexperimente und ich kann schreiben, bis mir die Fingerkuppen summen.

Es ist vollkommen egal wo wir sind. Anhalten, um zu sehen was geschieht, ist inzwischen für uns die schönste Art des Unterwegsseins. Dann tauchen wir ein in das Land, ohne Schnorchel und Brille. Dann sind die Menschen ganz nah und jede Begegnung sehr direkt. Dann, wenn irgendetwas kommt und irgendjemand geht.
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