Russia / Karelia, Lake Onega 2013
Description
Auf der Suche nach dem „Haus am Onegasee“.
- 0 Kommentare
„Nach Russland? Kleine gebrauchte Scheine mitnehmen, keinen Selbstgebrannten trinken, und vor allem, bloß nicht anhalten!“
Wir wurden gewarnt! Doch es kam anders! Kein einziges sich hartnäckig haltendes Vorurteil konnte bestätigt werden. Nicht einmal, das alle Russen saufen bis zum Umfallen! Stattdessen haben wir in 2 Wochen selten so viele nette, fröliche und gesprächige Menschen kennengelernt, wie auf dieser verrückten Reise nach russisch Karelien.
Da gab es Sergej und seinen Freund, zwei leidenschaftliche Kawasakifahrer, und Anna und Tanja, zwei Studentinnen, die uns Petrosawotsk und das Café "Sigmund Freud" zeigten. Da gab es den 11 jährigen Sascha und seinen Freund aus der Ukraine, der uns bei ohrenbetäubendem Getöse auf der Fahrt auf einem Raketenboot deutsche Lieder so vorsang, das wir sie auch tatsächlich verstanden haben. Da geht uns der drahtige alte Mann aus dem Dorf Karsevo durch den Kopf, der Tag für Tag in seinem Lada auf Kundschaft wartet und uns mit seinem alten Motorboot 6000 Jahre alte Felszeichnungen bei Besow Nos zeigte. Da gab es den, im Kampfanzug verpackten, Aleksej und seinen Freund aus Gakugksa, die uns in ihr Waldhaus auf ein paar Gläser Selbstgebrannten und Dörrfisch einluden. Da waren Elena und Ihre kleine Tochter Anastasia aus Brest in Weissrussland, die uns von Ihrem Organic-Projekt "Harmony" vorschwärmten, uns selbstgemachten Apfelsaft schenkten und mit uns zusammen am Onegaufer Yoga machten. Da trafen wir Mariusz Wilk, den polnischen Schriftsteller, der seit 20 Jahren in Russlands Einsamkeit mit seiner Frau Natalia und Tochterheimisch geworden war. Da gab es den Schachtarbeiter und Kosaken Wiktor mit seiner Frau Klawa, die mit siebzig Jahren ohne Wasser und Strom allein in dem verlassenen Weiler Ust-Jandoma am Ende der Welt wohnen. Da war Waleri, der uns schmerzhaft spüren ließ, was der Unterschied zwischen einer deutschen Sauna und einer russischen Banja tatsächlich ist, und seine lustige TochterKatja, die unbedingt die Welt jenseits des Onegasees kennenlernen will. Da begegneten wir den zwei resoluten Frauen, die mich zum Teppichschleppen herangewunken haben, und denen es danach unendlich peinlich war, als sie erfuhren, das ich überhaupt kein Russe war. Da war die Verkäuferin, die uns, als wir auf der Heimfahrt endlich auch eine kleine Flasche Wodka kaufen wollten, diese mit dem Hinweis verweigerte: "Njet, heute kein Wodkaverkauf! Morgen ist für die Kinder Schulanfang!" Und da waren noch die beiden Motorradfahrer aus St. Petersburg auf ihrem Weg nach Sizilien. Anton, der kein Fleisch ist und Iwan der keinen Alkohol trinkt.
Tolle, einfache, besondere Menschen eben!
dsc_2704
dsc_2749
dsc_2617
dsc_2530
dscn4818
dsc_2519
dscn4692
dscn5020
dscn5461
dscn5244
dscn4787
dscn4477
dscn4671
dscn4895
dscn5310
dscn5433
dscn5299
dsc_2652
dscn4524
dscn4767
dscn4460
dscn5236
dsc_2701
dsc_2815
dscn4913
dscn4908
dscn4531
dscn5174
dscn4808
dscn4683
dscn4317
dscn4514
dsc_2638
dscn4630
dscn4989
dsc_2761
dsc_2688
dscn4857
dsc_2596
dscn4385
dsc_2870
dsc_2681
dscn5030
dsc_2551
dscn4605
dsc_2888
dscn5063
dscn5287
dscn5018
dscn5084
dscn4985
dscn4396
dscn5338
dscn5050
dsc_2819
dscn4840
dscn4609
dscn4793
dsc_3014
dscn4815
dscn5266
dscn4493
dsc_2618
dscn4968
dsc_2714
dsc_2610
dscn5261
dsc_2982
dsc_2516
dscn5187
dscn5201
dsc_2609
dscn5138
dscn5135
dscn4518
dscn5315
dscn4371
dscn4426
dsc_2517
dscn4951
dsc_2865
dscn4868
dsc_2784
dsc_2645
dscn4995
dsc_2581
dscn5196
dsc_2797
dscn5114
dscn4639
dscn4687
dscn4681
dscn5602
dsc_2619
dscn5571
dscn5232
dscn4360
dscn4437
dscn5147
dscn5192
dsc_3050
dsc_2640
dsc_2621
dscn5019
dscn5058
dsc_2932
dscn4661
dscn4384
dsc_2970
dscn5572
dscn4837
dscn5213
dscn5014
dscn4850
dscn4542
dscn4736
dscn5253
dscn4259
dscn4797
dscn4579
dsc_2717
dscn4369
dscn4907
dscn5360
dscn5015
dscn4996
dsc_2867
dsc_2931
dscn5322
img_1250
dscn5003
dscn5511
dsc_2559
dscn4414
dscn5202
dsc_2697
dsc_2882
dscn4335
dsc_2886
dscn4404
dscn5219
dscn5596
dsc_2562
dscn4921
dscn4469
dscn5370
dsc_3044_2
dsc_2510
dscn4779
dscn4926
dsc_2795
dscn4496
dscn5140
Der Onegasee, zweitgrößter See Europas und fast so groß wie Ostdeutschland.
W er kennt schon den zweitgrößten See Europas? Der liegt gleich neben dem größten See Europas, dem Ladogasee. Dieser hat allerdings schon fast die Dimensionen eines Meeres. Und wo liegen diese beiden Seen? In Karelien, genauer gesagt in russisch Karelien, östlich von Finnland. Eigentlich gar nicht so weit weg von hier, jedoch in einer ganz anderen Welt.
Das Muromski Kloster, in absolute Abgeschiedenheit, und nur auf dem Wasserweg erreichbar.
U nser Vorhaben, das Muromski Kloster auf dem Landweg zu erreichen, ist trotz unseres geländegängigen LKWs gescheitert. Zu dicht die Wälder, zu tückisch die Sumpfgebiete. Also sind wir mit einheimischen Fischern mit dem Boot zum Muromski Kloster gefahren. Wir hatten uns gefragt, warum erreicht man das Kloster so schlecht? Dannach war es uns klar - die Mönche wollen in Ruhe gelassen werden.
Der alte Kosake Wiktor und seine Frau Klawa, ein Leben in der Stille, ohne Wasser und Licht.
A ls mir an jenem Abend Wiktor begegnete, wollte er mir als Erstes eine Ohrfeige mit der Begründung geben, dass wir seine Ruhe stören. Vielleicht habe ich aber die anfängliche Agressivität auch falsch interpretiert. Denn als er mir zu verstehen gab, das er Kosake ist und aus einem Schacht in Workuta stammt, war mir alle klar, es war keine pure Agressivität, sondern das heißblütige Kosakenblut, welches mit siebzig Jahren immer noch in Ihm fließt. Der Abend bei Wiktor und Klawa hat uns nachdenklich gemacht. Wie schafft mann es in einer solchen Einsamkeit, ohne Strom und ohne Brunnen, zu überleben. Lediglich 3 Monate bleiben den Beiden im Sommer, sich auf den kommenden Winter vorzubereiten: Holz zu hacken, Heu zu machen und die Ernte einzufahren.
Die Banja sollte man nicht mit einer Sauna verwechseln.
F ür die 30 Kilometer von Wiktor und Klawa zu Walerie brauchten wir einen ganzen Tag. Ein Wanderer wäre auch nicht viel langsamer gewesen. So erreichten wir im Schrittempo das letzte Dorf, danach war Schluß. Hätten wir nicht einen Tipp bekommen, wir hätten nicht vermutet, dass in dieser Abgeschiedenheit noch Menschen leben. Der drahtige Walerie hat sich hier ein kleines Angelparadies geschaffen. Also fuhren wir mit Ihm zum Angeln. Danach wurde die Banja angeheizt. Wir kamen uns vor wie in der Hölle, so heiß war es darin. Walerie peitschte uns regelrecht aus, mit seinem Birkenreisig, ein Ritual, welches er als "Exikuzia" bezeichnete. Danach fühlten wir uns auch so! Eine besondere Erfahrung, weniger Entspannung, mehr Körperbeherrschung!
Ein Vierteljahr Frühling, Sommer, Herbst. Der Rest ist Winter.
F ür uns unvorstellbar. Im Winter Tag und Nacht alle vier Stunden das Wasserloch am Onegasee vom Eis zu befreien, sonst friert es definitiv zu. Jedoch sagten die Einheimischen: "Hier in unserer Gegend, am Onegasee, ist es nicht so kalt wie im Norden. Hier werden es nur minus 30°C!" So hell die weißen Nächte im Sommer sind, so dunkel und ungemütlich ist es die restlichen neun Monate. Wir konnten in diesem Jahr die letzten Sommertage miterleben, und genossen den Luxus, komplett ohne Mücken zu sein! Alles begann damit, das mir Ede zu Beginn unseres Urlaubes ein Buch schenkte, mit dem Titel "Das Haus am Onegasee" von Mariusz Wilk. Aus dieser fixen Idee dieses Haus zu suchen, ist dann tatsächlich Realität geworden. Gefunden haben wir nicht nur das Holzhaus, sondern auch noch den Schriftsteller Mariusz Wilk seine Frau Natalia und seine kleine Tochter, an einem Spätsommertag, der schöner hätte nicht sein können.